Regensburg 2000 – scientific programme
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SYGU: Grenzflächen zwischen unterschiedlichen Materialien
SYGU 1: Hauptvorträge
SYGU 1.1: Invited Talk
Thursday, March 30, 2000, 10:15–10:45, H4
Grenzflächenoptimierung metallischer und keramischer Hochleistungsverbundwerkstoffe — •Jörg Woltersdorf — Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik, Weinberg 2, D-06120 Halle
Die immer höher und komplexer werdenden Anforderungen an
Hochleistungsverbundwerkstoffe sowohl mit metallischen als auch mit
keramischen Matrices können nur durch die Entwicklung speziell optimierter
Grenzflächen bzw. Grenzschichten erfüllt werden, die in unterschiedlicher
Hinsicht jeweils geeignete Parameter kombinieren müssen. Dies betrifft
z.B. chemische Reaktivität, thermomechanisches Verhalten, insbesondere
Hochtemperaturfestigkeit und Eignung als Oxidationsschutz, Bindungsstärke
bzw. Haftvermittlung und Diffusionshemmung.
Neben der Erzeugung einer Grenzschicht oder Grenzschichtsequenz durch
Vorbeschichtung der Einlagerungsphase, die i.a. unter Benutzung
pyrolytischer Verfahren aus organischen Präkursoren erfolgt, können die
Zwischenphasen auch durch festkörperchemische Reaktionen erzeugt werden,
die während oder nach der Prozeßführung auftreten und durch komplexe
thermochemische Vorgänge im Nanometerbereich charakterisiert sind.
Im Falle der Metallmatrixverbunde wird angestrebt, die hohen
Festigkeiten und Elastizitätsmoduln keramischer und graphitischer Fasern
mit den metallischen Eigenschaften der Matrix zu kombinieren. Insbesondere
sind
graphitfaserverstärkte Leichtmetall-Legierungen vielversprechend, und zwar
sowohl wegen der geringen Dichte ihrer Komponenten (jeweils unter 2
gcm−3) als auch wegen der hohen Festigkeiten (3...4 GPa) und E-Moduln
(einige 100 GPa) der Graphitfasern. In diesem System könnten also durch
Optimierung der
Faser/Matrix-Grenzbereiche (bei gleichzeitiger Verhinderung von
Faserdegradationen) Werkstoffe entwickelt werden, die zwei- bis dreimal so
fest wie die besten Stähle sind, aber deren Dichte nur etwa ein Drittel
der des Stahls beträgt.
Die Entwicklung von Keramikmatrixverbunden soll es ermöglichen,
die außerordentlichen mechanischen und thermochemischen Eigenschaften von
Keramiken in Hochleistungswerkstoffen nutzbar zu machen, indem die den
Keramiken eigenen Nachteile, nämlich geringe Bruchzähigkeit und niedrige
Temperaturwechselbeständigkeit, überwunden werden: Neue langfaserverstärkte
keramische Werkstoffe können sich schadenstolerant und quasiduktil
verhalten, wenn die für diese Composite typischen Energiedissipations-
bzw. Verstärkungsmechanismen in geeigneter Weise aktiviert werden. Da die
auftretenden Mikromechanismen im wesentlichen in den zwischen den
Verbundkomponenten existierenden Grenzschichten lokalisiert sind, ist auch
hier eine Materialoptimierung gleichbedeutend mit einer spezifischen
Optimierung der Grenzschichten oder Grenzschichtsysteme. Durch ihr
Eigenschaftsprofil sind diese Keramikverbunde hauptsächlich prädestiniert
für den Hochtemperatureinsatz und Anwendungen in verschleiß- und
korrosionsbeanspruchten Bauteilen, z.B. für die Antriebstechnik, die
Raumfahrt und die Verkehrstechnik.