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München 2004 – wissenschaftliches Programm

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SYWS: Neue Erkenntnisse über die biophysikalischen Wirkungen niedriger Strahlendosen

SYWS 1: Neue Erkenntnisse über die biophysikalischen Wirkungen niedriger Strahlendosen (SYWS)

SYWS 1.3: Hauptvortrag

Dienstag, 23. März 2004, 15:00–15:30, HS 129

Schilddrüsenkrebs nach dem Tschernobyl-Unfall — •Peter Jacob — GSF-Institut für Strahlenschutz, D-85764 Neuherberg

In den im Jahre 1986 durch den Tschernobylunfall höher kontaminierten Gebieten Weißrusslands, Russlands und der Ukraine hat sich die Schilddrüsenkrebsinzidenz seit 1990 stark erhöht. Basierend auf ca. 200 000 im Zeitraum Mai/Juni 1986 durchgeführten Messungen der 131I-Aktivität in der menschlichen Schilddrüse wurden die durch den Unfall bedingten Schilddrüsendosen rekonstruiert. Für die Geburtsjahrgänge 1968 bis 1985 ist die Erhöhung der Schilddrüsenkrebsinzidenz eindeutig mit der Schilddrüsendosis korreliert. Im Zeitraum 1986 bis 2001 wurden unter diesen Geburtsjahrgängen 1063 Schilddrüsenkrebsfälle in Weißrussland und 1769 Fälle in der Ukraine gemeldet.

Eine Analyse der Fall- und Dosisdaten für die 35 einzelnen Oblasts (Regierungsbezirke) und größeren Städten ergab, dass sich die spontane Schilddrüsenkrebsinzidenz aufgrund des verbesserten Meldeverhaltens durch die Einführung spezieller Tschernobylregister und aufgrund der höheren Nachweisrate durch die Einführung von Ultraschalluntersuchungen und durch das allgemeine Bewusstsein eines höheren Schilddrüsenkrebsrisikos um einen Faktor 1,5-3,0 erhöht hat. Basierend auf dieser Analyse wurde abgeschätzt, dass ca. zwei Drittel aller Fälle in Weißrussland und ein Drittel aller Fälle in der Ukraine direkt der Strahlenwirkung zuzuschreiben sind.

Eine Analyse des Schilddrüsenkrebsrisikos in den 1120 Orten Weißrusslands und der Ukraine, in denen mehr als 10 Messungen der 131I-Aktivität in der menschlichen Schilddrüse durchgeführt wurden, ergab, dass das zusätzliche absolute Risiko unter Männern (Frauen) 2 (3) Fälle je 10 000 Personenjahre und Gy beträgt. Das Risiko steigt mit der Zeit nach der Exposition. Die Ergebnisse stimmen innerhalb der Unsicherheitsgrenzen mit Ergebnissen überein, die in früheren Studien des Schilddrüsenkrebsrisikos nach externen Expositionen von Kindern beobachtet wurden.

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