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Berlin 2012 – wissenschaftliches Programm

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SYCF: Symposium Fukushima und die Konsequenzen

SYCF 1: Symposium "Fukushima und die Konsequenzen"

SYCF 1.4: Hauptvortrag

Mittwoch, 28. März 2012, 11:00–11:30, H 0105

Entscheidungszwänge in der Weltenergieversorgung und Klimapolitik bei hoher Unsicherheit — •Carl Christian von Weizsäcker — MPI for Research on Collective Goods, Bonn

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit weltweiten (kollektiven) Handelns bei der Begegnung existentieller Risiken ist im Vergleich zu früheren Jahrhunderten durch das umfassendere wissenschaftliche Verständnis der Kausalbeziehungen wesentlich stärker ausgeprägt. Besondere Beachtung findet gegenwärtig die Klimaproblematik und, damit verbunden, die Energiepolitik.

Als Konsequenz von Fukushima scheint die Wahrnehmung existentieller Risiken verschoben. Wie ernst meinen es diejenigen mit der Klimapolitik, die den Beitrag der Kernenergie zur Verminderung der Treibhausgas-Emissionen heute für verzichtbar halten? Kernenergie ist nur ein Teilaspekt, aber welche Schlussfolgerungen muss man aus der "Revealed Preference" dieser Bürger für eine nach konsistenten Kosten-Nutzen-Kriterien aufgebaute Energie-Politik ziehen? Für wie entscheidend wird die Bekämpfung des Klimawandels tatsächlich gehalten?

Ein Seitenblick auf die Rolle des IPCC, des offiziellen Ratgebers der Politik, hinsichtlich "Wissen", "Ideologie" und Herrschaftsanspruch in der öffentlichen Meinungsdefinition ist zweckmäßig. Natürlich fordert das "Precautionary Principle", pessimistische Prognosen stärker als optimistische zu gewichten, jedoch müssen in einer Gesamtbilanz neben Klimastabilität auch andere Güter mit in die Bewertung einbezogen werden.

Wie geht es mit einer weltweiten Klima-Konvention weiter? Der Kyoto-Ansatz scheint gescheitert. Können Forschungsvereinbarungen für Techniken, die die Stabilisierung des Klimas erleichtern, weiter führen? Geo-Engineering?

Ein Erfolg der Eindämmung des Klimawandels als globale Politik ist jedenfalls nicht gesichert. Deshalb muss verstärkt über Anpassung an den Klimawandel nachgedacht werden. Anpassung kann vielfach mit Erfolg lokal, national oder regional betrieben werden. Sind, wie von Stern angenommen, die Kosten des Klimawandels tatsächlich größer als die der Eindämmung des Klimawandels? In wie weit hängt dies von den angenommenen Szenarien und Berechnungsmethoden des Gegenwartswerts zukünftiger Aufwendungen ab?

Die Sinnhaftigkeit einer europäischen Vorreiter-Rolle bei Klimaschutz, Energiewende und Abkehr von Kernenergie misst sich am globalen Erfolg. Unter Verweis auf das Klimaparadox von H.W. Sinn: Wenn trotz Fukushima zwar in Europa die fossile Energienutzung abnehmen sollte, aber dadurch gleichzeitig ein stärkeres wirtschaftliches Wachstum im Rest der Welt einen entsprechend höheren globalen Verbrauch fossiler Energieträger bewirken würde, wäre für den Klimaschutz wenig gewonnen.

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