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Dresden 2013 – wissenschaftliches Programm

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AKE: Arbeitskreis Energie

AKE 12: Unkonventionelle fossile Energieträger

AKE 12.2: Hauptvortrag

Mittwoch, 6. März 2013, 17:30–18:15, HSZ-03

Nutzung unkonventioneller Erdgasvorkommen: Was sind die Risiken? — •Dietrich Borchardt — Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ, Magdeburg

In den letzten Jahren setzt die Erdgasindustrie weltweit zunehmend die „Hydraulic Frackturing-Technologie“ ein. Bislang in Deutschland vor allem, um „konventionelle“ Erdgasvorkommen vollständiger nutzen zu können. Seit dem Jahr 2010 beabsichtigen Unternehmen der Erdöl- und Ergasindustrie jedoch auch hierzulande, „unkonventionelle“ Erdgasvorkommen zu erkunden und zu fördern. Durch mehr oder minder seriöse Medienberichte in den USA über dort durch Bohrungen und Gasförderung verursachte Verunreinigungen von Gewässern und Grundwasser, über brennbares Methan in Hausbrunnen, über Erdbeben und eine negative Klimabilanz wuchs die Sorge, dass natürliche Ressourcen (vor allem das Trinkwasser) gefährdet sind und eine Energie-strategische Fehlentwicklung befördert wird.

Mit der Erdgasförderung aus unkonventionellen Lagerstätten entstehen im Vergleich zur herkömmlichen deutschen Erdgasförderung neuartige Risikobereiche. Wesentliche Punkte sind:

1. Die unkonventionellen Vorkommen liegen in Deutschland in der Regel weniger tief als konventionelle Lagerstätten. Der Abstand zum nutzbaren Grundwasser und zu grundwasserabhängigen Ökosystemen ist geringer.

2. Für die Erschließung unkonventioneller Lagerstätten sind zahlreiche Bohrungen und Frack-Vorgänge erforderlich. Im Vergleich zur Förderung von Erdgas aus konventionellen Vorkommen bestehen zusätzliche Belastungen und Risiken:

• Es werden mehr Flächen für Bohrplätze und die technische Infrastruktur in einer Region benötigt. Daher sind mehr Menschen und insbesondere die Landwirtschaft, der Tourismus und der Naturschutz direkt betroffen.

• Es sind mehr Transportvorgänge (Lkw, Pipeline) und mehr Umfüll-, Reinigungs- und Lager-Vorgänge (Chemikalien, Abwasser, Erdgas) erforderlich – mit entsprechenden Unfallrisiken.

• Hinsichtlich der unterirdischen Vorgänge in der Lagerstätte aufgrund einer größeren Zahl von Frack-Vorgängen in einem begrenzten Raum liegen hierzulande keine Erfahrungen vor.

• Der Wasserverbrauch ist aufgrund der zahlreichen Frack-Vorgänge deutlich höher.

• Für die größere Zahl von Bohrvorgängen ist ein höherer Energieeinsatz erforderlich. Damit fällt die Öko-Bilanz schlechter aus.

Die Frage, ob diese Energienutzung am Ende gesellschaftlich gewünscht ist, bedarf einer in der Sache fundierten, sorgfältigen und realistischen Diskussion dieser Risiken und darauf aufbauenden rationalen politischen Entscheidungen.

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